Stottern im Erwachsenenalter

Stottern ist eine Störung des Redeflusses, deren Ursache noch weitestgehend unbekannt ist. Die heutige Sichtweise geht davon aus, dass Stottern zu 75% auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist. Zu 25% wird das Stottern durch auslösende und aufrechterhaltende Faktoren hervorgerufen. Diese Faktoren können Formulierungsprobleme, familiäres und soziales Umfeld, hohe Anforderungen an sich selbst oder Wahrnehmungsprobleme sein.

Bei der Symptomatik unterscheidet man Primär- und Sekundärsymptomatik.

Primärsymptomatik (Grundsymptomatik):

  • Wiederholungen von Lauten, Silben oder Worten
  • Dehnungen von Lauten
  • Blockierungen
  • Blockierungen sind immer spannungsvoll, während Wiederholungen und Dehnungen sowohl locker als auch spannungsvoll sein können.

Sekundärsymptomatik:

  • Sekundärsymptomatik ist eine Folge der Primärsymptomatik und eine gelernte Reaktion, um das Stottern zu vermeiden, aufzuschieben oder zu beenden.
  • Verbale Sekundärsymptomatik
  • Fülllaute, Satzabbrüche, Satzüberarbeitungen, Satzteilwiederholungen
  • Nonverbale Sekundärsymptomatik
  • Mitbewegungen, Abbruch von Blickkontakt, Pausen, Schwitzen

Im Zusammenhang mit Stottersymptomen sind außerdem die sogenannten „Inneren Symptome“ zu erwähnen. Dabei handelt es sich um Gefühle, Reaktionen und Einstellungen stotternder Menschen. Beispiele können Angst vor sozialer Ablehnung, Scham- und Schuldgefühle sowie Aggression sein.

Eine weitere Störung des Redeflusses ist das Poltern. Als Kernsymptome fallen dabei ein zu hohes Sprechtempo und eine undeutliche Aussprache auf. Das Störungsbewusstsein bei polternden Patienten ist in der Regel weniger stark ausgeprägt als bei Stotterern.

Was wir für Sie tun können:

Ziel der logopädischen Behandlung ist es, dass der Patient lernt mit seinem Stottern umzugehen, sowie durch verschiedene Techniken flüssiger zu sprechen. Eine vollständige Heilung im Sinne eines symptomfreien Sprechens in allen Situationen ist insbesondere im Erwachsenenalter nicht zu erwarten.

Schwerpunkte einer Stottertherapie im Erwachsenenalter sind:

  • verschiedene Entspannungsverfahren (autogenes Training, PME)
  • Identifikationsübungen zur verbesserten Wahrnehmung der eigenen Stottersymptomatik
  • Erlernen von Modifikationstechniken
    • Modifikation des Stotterns
    • Sprechmodifikation (Ansatz an der Atmung, Sprechtempo, Rhythmisierung)
  • Abbau der Sekundärsymptomatik
  • Förderung der Akzeptanz des eigenen Stotterns durch Desensibilisierung und Kommunikationstraining
  • Krankheitsverarbeitung

Die Poltertherapie beinhaltet ähnliche Schwerpunkte wie die Therapie des Stotterns.